David: Zum Beispiel da hinten. Da hängt so ein schwarzes Bild. Als ich das gesehen habe, hatte ich sofort im Kopf: Wir müssen diesen Wagner Stuhl in komplett Schwarz — auch mit schwarzem Leder — davorstellen und ganz clean mit diesem Bild ein Foto machen. Dann entsteht so etwas Gewisses und gibt dem Stuhl nochmal einen ganz eigenen Charakter.
minimum: Interaktion, die dann entsteht.
David: Ja, so kann man dann über manche Sachen ganz neue Facetten in Produkten und Designs hervorheben oder unterstreichen und Bilder erzeugen. Und der Eichenstuhl, der vor einem Eichentisch steht bekommt dadurch einen ganz anderen eigenen Charakter.
Reinhard: In so einem Kontext werden viele Objekte auch erst erlebbar und verständlich.
minimum: Wenn ihr ein Möbel für minimum entwerfen würdet, was wäre das?
David: Puh. Ja, weiß ich nicht.
Christoph: Für welchen Standort?
David: Ich denke mal wir würden was für’s Aufbau Haus entwerfen.
minimum: Ok. Ihr hättet jetzt auch die Chance für’s LIVING BERLIN.
David: Mein erster Gedanke wäre, das ist in Kreuzberg. Dementsprechend weiß ich auch welche Leute da hingehen und da irgendwas kaufen möchten. Ich kenne natürlich auch Olaf und Michael und alle Leute, die dort sind und würde dann versuchen mit Hilfe dieses Wissens einen gewissen Stil in dieses Produkt reinzubekommen. Ich glaube, das ist das Wichtigste. Ich würde dann eher auf was Kleineres gehen, wie Stuhl, Beistelltisch oder vielleicht eine Leuchte, um da diesen Lifestyle oder dieses Lebensgefühl reinzubefördern. Das wäre mein Ansatz.
minimum: Steht ihr eigentlich im Austausch? Du sagst, du bist öfters mal da. Fragt ihr auch mal Michael, wie läuft das? Läuft das gut, was sagen die Kunden?
David: Lustigerweise habe ich Michael schon gekannt, bevor wir uns gegründet haben. Weil ich als Student immer schon um die Möbel rumgeschlichen bin und mir alles sehr genau angeschaut habe. Das mache ich immer noch. Haha. Nein.
Reinhard: Und alle paar Monate kommen sie vorbei und wir essen und trinken zusammen. Wir haben so einen Hotpot und da tauscht man sich natürlich schon aus und da kommen dann so Insider wie zum Beispiel Samt im Aufbau Haus ist nichts für die Kunden. Das ist auch schon sehr spezifisch für den Standort, weil alle nach Samt rufen und im Aufbau Haus ist Samt gar kein Thema und das sind auch ganz spannende Insights für uns.
David: Oder auch was sich verkauft. Da ist das Aufbau Haus schon deutlich progressiver als irgendein Händler in Hannover. Das merkt man schon extrem.
Reinhard: Und Olaf und Michael sind auch offener als manche mit denen wir zu tun haben — die sind halt mutiger und probieren auch mal was.
David: Wir empfinden minimum schon so als Insel in einem Meer voller konservativer Händler.
minimum: Danke, da fühlen wir uns natürlich geschmeichelt. Wem würdet Ihr gerne eure Möbelstücke verkaufen und warum?
Christoph: Lady Gaga! Punkt.
Reinhard: Unsere Zielgruppe ist ansonsten sehr divers. Das reicht vom Berliner DJ, wo wir das Haus ausstatten bis zum Single in Köln, über das Rentnerehepaar in München, das aber trotzdem mutig ist und Bock hat auf was Frisches und nicht nur Bock hat auf Klassik, bis hin zu uns. Selbst mancher Student, kauft sich einen Neumann Beistelltisch — übrigens Davids erster Entwurf im Rahmen der Uni — weil er den dann irgendwie geil findet. Also das ist schon sehr divers. Und das ist eigentlich auch das Schöne. Nicht für irgendeine Zielgruppe sondern come as you are.
Christoph: Und Lady Gaga. Hast Du irgendwen, dem du gerne was verkaufen würdest?
David: Christian Lindner. Nein, war ein Witz.
Christoph: Aber was Reinhard schon sagt, es ist tatsächlich schön, wenn sich beispielsweise eine junge Familie einen neuen Esstisch kauft und man dann genau weiß, dass an diesem Tisch die Kinder irgendwie erwachsen werden und alle daran lange ihren Spass haben werden. Oder vielleicht auch eine End-50er Dame, die sich nochmal, klingt jetzt bescheuert, was gönnt und sich das neue Sofa holt. Und man bekommt sofort Bilder, was die Leute dann damit anfangen werden und wie wichtig ihnen das bei der Auswahl ist. Und das ist es, glaube ich, was uns auch irgendwie Spass macht. Es ist jetzt nicht irgendwie eine ikonische Gestalt, die wir da im Kopf haben, der wir gerne was verkaufen würden, sondern eher der Durchschnittsbürger und die Durchschnittsbürgerin.
David: Elon Musk!
Christoph: Oder das.
minimum: Treffen sich Elon Musk und Lady Gaga bei Objekte unserer Tage.
David: Das kommt oft vor.
Christoph: Ihr habt sie gerade verpasst.
David: Waren gerade da. Haben uns geholfen bei der Badewanne. (Am Tag unseres Interviews wurde eine Badewanne geliefert.)
minimum: Gibt es irgendetwas, das Ihr gerne entworfen hättet?
David: Was ich entwerfen möchte, entwerfe ich.
Christoph: Du meinst irgendein Produkt, bei dem wir dachten, Mann, wäre wir mal drauf gekommen.
minimum: Ja, genau, »das hätten wir gerne gemacht!«
Reinhard: Mmh. Wenn wir so eine Lücke sehen, dann machen wir es tatsächlich.
David: Ja klar gibt es andere Produkte, die man richtig cool findet aber ich denke mir dann nicht: Oh nee, hätte ich das nicht lieber gemacht. Ich bin da zu ehrgeizig und möchte lieber was selbst — im besten Fall — was Besseres machen, oder auch nicht.
minimum: Was ist das echte Leben für Euch? Ihr habt das auf Eurer Seite geschrieben, das fand ich ganz lustig.
Christoph: Das war im Zuge eines Shootings, das wir im Sommer hier im Berliner Umland gemacht haben. Wir haben da mit sehr viel natürlichem Licht gearbeitet bei der ganzen Kampagne. Berlin hat zwar auch dieses Coole aber auch dieses cool Abweisende. Man spricht nicht miteinander und hat nur die Mundwinkel nach unten. Aber wir wollen eher eine positive Marke sein und das ist für uns auch eher das echte Leben. Das hat auch mal Makel, das Bild ist nicht überretouchiert, es ist nicht perfekt ausgeleuchtet. Das wollten wir nicht nur mit Bildern transportieren, sondern dafür stehen wir auch. Wir sehen auch nicht jeden Tag so toll aus.
David: Es gibt ja irgendwie auch so Marken, die versuchen eine junge Zielgruppe anzusprechen, deswegen nehmen die so Bilder mit irgendeiner hippen Frau mit E-Gitarre, die sie auf’s Sofa setzen. Und jeder weiss aber, das ist sowas von ekelhaft gestellt.
Reinhard: Das ist aber auch wieder das mit unserer Generation. Wir sehen unsere Generation schon als die, die eher zusammenarbeitet, die positiv und offen aufeinander zugeht und nicht als eine, die noch Ellenbogen einsetzt. Wir sehen aber auch diese Welt, und wir bekommen natürlich mit, dass es die noch oft gibt, diese Ellenbogen und da versuchen wir halt ein bisschen was dagegen zu setzen.
Christoph: Und ich mein, wir gehen da jetzt nicht total blauäugig ran. Wir wollen auch erfolgreich sein und arbeiten hart daran. Aber wir glauben eben nicht, dass es dieser alte Weg sein muss, sondern, dass man das auch anders erreichen kann. Ja.
minimum: Und wie arbeitet ihr zusammen? Du (David), du machst Design?
David: (nickt) Ja.
Reinhard: Marketing & PR
Christoph: Finanzen & Strategie
Reinhard: Tatsächlich ist es aber so — und das ist auch das Schöne an unserem Job — wir machen alle Alles so ein bisschen zusammen. Springen auch umher in den Themen und das machst es irgendwie auch spassig.
David: Also die glauben zumindest, dass sie was von Design verstehen.
Christoph: Und er glaubt er sollte bei Preisen mitreden. Nein, das war von Anfang an so, dass wir mit Anton noch einen zweiten Designer hatten und ich der BWLer war und wenn man das dann gesagt hat, war immer die Rückmeldung, vor allem aus der Presse, ah, den BWLer braucht man ja im Team und damit verbunden war immer automatisch die Vorstellung, dass ein Designer nur in wolkigen Bildern denkt und vor sich hin Produkte malt und nicht darüber nachdenkt, was danach kommt. Und das ist bei uns tatsächlich nicht so. Also David ist, glaube ich, der größte Statistikfreak, den ich kenne. Eher so ein analytischer mathematischer Geist und genauso sind Reinhard und ich nicht mit Scheuklappen in Richtung Marketing und Finanzen unterwegs, sondern wir ergänzen uns da alle sehr, sehr gut.
David: Also vordergründig fühle ich mich auch eher als Unternehmer. Ich finde Unternehmer und Designer sind ja auch das gleiche. Man erschafft etwas, man versucht voranzukommen.
Christoph: Ja, das ist, glaube ich, auch eine wichtige Abgrenzung zwischen Design und Kunst — zu der Frage von vorhin nochmal: Design kann auch einen künstlerischen Anspruch haben, es muss aber eben noch mehr können. Es geht nicht nur darum ein singuläres Produkt oder Objekt zu entwerfen, sondern das auch in Serie zu produzieren und vielen Abnehmern zur Verfügung zu stellen. Deswegen ist es schon gut oder perfekt, wenn ein Designer unternehmerisch denken kann. Würde ich denken.
minimum: Vielen Dank.
Reinhard: Für uns ist das auch immer aufregend, wenn wir Besuch bekommen.