Sie war Kettenraucherin, liebte das Reisen und hatte zu ihrem großen Talent eine Menge Geld, das ihr Unabhängigkeit und schöpferische Eigenwilligkeit innerhalb einer Männerdomäne ermöglichte. Die Architektin, Künstlerin und Designerin Eileen Gray ist heute vor allem ihrer bahnbrechenden Möbel wegen berühmt. Weniger bekannt sind ihre anderen Arbeiten, wie die Teppiche mit abstrakten Motiven.
1878 kam Gray in Irland zur Welt. Nach einer Reise zur Pariser Weltausstellung 1902 stand für sie fest, dass sie ihr Leben in der Stadt an der Seine verbringen würde. Zunächst setzte sie dort ihr in London begonnendes Malereistudium an diversen Akademien fort. Gray wohnte im gleichen Viertel wie Natalie Barney und Djuna Barnes; sie frequentierte Gertrud Stein und Alice Toklas. Viele KünsterInnen und Intellektuelle lernte sie aufgrund ihrer Zurückgezogenheit jedoch nicht kennen.
Die Malerei und ihre Neugier brachten Gray zunächst zur aufwendigen japanischen Lackkunst, die sie sehr erfolgreich jahrzehntelang ausübte. Später führte sie das Interesse, ihre an der Malerei geschulten Fähigkeiten auf Gegenstände des Alltags zu übertragen, zum Entwurf von handgeknüpften Teppichen.
Die abstrakten Designs Grays sind vom russischen Konstruktivismus und der niederländischen Künstlergruppe De Stijl beeinflusst. Gray bot die Teppiche neben eigenen Möbelentwürfen in ihrer Galerie Jean Désert an. Der Name fügte den Vornamen des mit Gray befreundeten Architekten Jean Badovici zusammen mit dem französischen Wort für "Wüste", das ihre Erinnerung an eine Reise nach Tunesien bewahrte.
Anfänglich verkauften sich Grays Teppiche besser als ihre Einrichtungsgegenstände. Die Wolle dafür kam aus der Auvergne und wurde in Paris gefärbt. Hergestellt wurden sie von der Pariser Werkstatt 'Evelyn Wyld“. Nach kurzer Zeit zählte sie den Architekten Robert Mallet-Stevens, den Premierminister Raymond Poincaré und die Autorin Sylvia Beach zu ihren Kunden. Heute wird eine Auswahl der Teppiche von Gray von ClassiCon hergestellt.