„Wenn etwas selbstverständlich und schön ist, dann ist es ein gutes Design.“
(Herbert Hirche)
Herbert Hirche interessierte das Serielle, verständlich Zerlegbare ebenso wie die elegante Zurückhaltung, die sich in eine Umgebung harmonisch einfügt. Funktion ja, Verzicht auf Eleganz nein.
Er gehörte zu den letzten, die noch ein Studium am Dessauer Bauhaus genießen durften, bevor es 1933 nach Berlin umzog und kurz danach auf Druck der Nationalsozialisten aufgelöst wurde. Seine Lehrer waren Wassily Kandinsky und Ludwig Mies van der Rohe.
Mit Mies van der Rohe arbeitete Hirche später auch zusammen, ebenso mit Lilly Reich, Egon Eiermann und Hans Scharoun. Kurzzeitig lehrte Herbert Hirche als Professor an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee – bis zum Formalismusstreit, der auch andere Bauhaus-Größen die Flucht ergreifen ließ.
Sein Name ist vielleicht nicht so populär geworden, wie der Eiermanns oder Scharouns. Dennoch gehört Hirche zu den Architekten und Designern, die das Erscheinungsbild der jungen BRD mitgeprägt haben. Einige seiner Entwürfe für Braun sind heute begehrte Sammlerstücke. Es ist ein Verdienst Richard Lamperts, mit viel Mühe und ästhetischem Feingefühl einige der großartigen Möbelentwürfe Hirches zurück ins kollektive Bewusstsein befördert zu haben.
So z.B. den einladenden Clubsessel H57, den Lampert im Nachlass Hirches auf dem Dachboden entdeckt hatte. Entworfen wurde er in den 50-er-Jahren, als es noch als normal galt, sich die Wohnzimmer mit piefigen, unförmigen Gegenständen vollzustopfen. Der H57 zeigt, wie zeitloses Mid Century made in Germany aussieht: grazil, elegant, bequem und mit einem Hauch von Nonchalance.