In diesem Jahr wäre der italienische Architekt und Designer 100 Jahre alt geworden. Besonders seine Leuchtenklassiker sind aus der Einrichtungswelt nicht mehr wegzudenken.
„Wenn ihr nicht neugierig seid, lasst es sein. Wenn euch nicht interessiert, was die anderen machen und wie sie es tun, dann ist Designer nicht der richtige Beruf für euch.“
Achille Castiglioni (1918–2002) interessierte sich sehr dafür, was die anderen machen und wie sie dabei vorgehen. Auf Flohmärkten und in Warenhäusern suchte er anonyme Dinge des alltäglichen Lebens, die er in funktionaler Hinsicht interessant fand. Er sammelte obsessiv und ließ seine Fundstücke von seinen Studierenden analysieren. Die verehrten ihn nicht nur für seinen Designansatz, sondern auch für seinen Humor.
Achille Castiglioni, der als der Verspielteste der drei Castiglioni-Brüder galt, die allesamt Architekten waren, verband eine ungezügelte Vorstellungskraft mit Forschungsgeist und einem ausgeprägten Sinn für Funktionalität. Er wurde zum Vorbild einer ganzen Generation von GestalterInnen.
Sein größter Coup war ein eher unscheinbarer Gegenstand, dessen Form und Geräusch in unser kollektives Gedächtnis eingegangen sind: der 1968 gemeinsam mit seinem Bruder Pier Giacomo entworfene Schnurlichtschalter. Bis zum frühen Tod Pier Giacomos arbeiteten die beiden Castiglioni an allem gemeinsam. Der hohe Stellenwert, den sie der Kooperation im Produktdesign einräumten, ist Teil der Lehre, die Achille weitergab. Die Liste der Preise, die ihm für seine Entwürfe verliehen wurden, ist so lang, wie die der Museen und Designsammlungen, in denen seine und Pier Giacomos Werke ausgestellt sind.
Dabei begriff Achille sich nie als jemand, der die Welt neu erfand, sondern setzte auf Selbstironie und Selbstkritik. Diese Haltung sieht man auch seinen Leuchten an, die von der Lust am Beobachten und Entdecken ebenso erzählen wie sie eine feine Ironie noch durch den reduziertesten Entwurf durchscheinen lassen. Die Leuchten, die Achille Castiglioni bis 1968 mit seinem Bruder Pier Giacomo und danach allein entwarf, sind für den italienischen Hersteller Flos enstanden.
Flos war in den frühen 1960-er Jahren eine große Experimentier-Spielwiese. Nichts lag damals näher als eine Kooperation zwischen dem jungen Leuchtenhersteller und den Brüdern Castiglioni. Der Erfolg gab allen recht, denn die Leuchten der Castiglionis für Flos gelten heute alle als Designklassiker.
Die Designikone Arco von 1962
Mit "Arco" entstand ein ikonischer Hybrid aus Decken- und Stehleuchte. Alten Straßenlaternen nachempfunden, enthält der an einem großen Bogen hängende Lampenschirm Halt durch einen großen Marmorblock.
Auf der International Design Conference of Aspen 1989 ist "Arco" Thema.
Im folgenden Mitschnitt (italienisch mit englischer Übersetzung) zeigt Achille Castiglioni, wie man den schweren Marmorblock einfach mit einem Besenstiel bewegt.
Taccia (1958)
Die Leuchtskulptur mit dem Schirm aus mundgeblasenem Glas wird heute – ganz im Sinne ihrer technologie-affinen Erfinder – mit LED-Modulen hergestellt.
Die Leuchte Taccia enthält eingebaute LED-Module der Energieeffiziensklassen A-A++ (Skala von A++ (sehr effizient) bis E (weniger effizient)). Die LED-Module in der Leuchte können nicht ausgetauscht werden.
Pop-Art-Tischleuchte Snoopy (1969)
Snoopy wurde erst 34 Jahre nach ihrem Entwurf auf der Mailäner Möbelmesse gezeigt. Die Form ist von dem gleichnamigen Hund aus der Comicserie "Peanuts" inspiriert. Die Intensität des Lichtes lässt sich mit einem Dimmer stufenlos regulieren.
Die Leuchte Snoopy: geeignet für die Energieeffiziensklassen A+ bis E (auf einer Skala von A bis E).
Parentesi (1971) : Platzsparend und wendig
Die zwischen Boden und Decke angebrachte, sehr reduzierte Leuchte lässt sich nicht nur um 360 Grad bewegen, sondern auch dank eines cleveren Mechanismus einfach in der Höhe verschieben.
Fröhliches Understatement: Lampadina (1972)
Achille Castiglioni mochte es gar nicht, vom Licht der Nachttischleuchte seiner lesenden Ehefrau gestört zu werden. Vielleicht beeinflusste ihn dieses praktische Problem auch beim Entwurf von Lampadina, die funktional viel mehr bietet, als ihre auf ein Minimum reduzierte Form auf den ersten Blick verspricht.