Als 'laizistische Kathedrale' bezeichnete Jacques Herzog das spitz zulaufende Glashaus der Fondazione Feltrinelli, das Bücher, Veranstaltungen und Forschungsinitiativen beherbergt und Ende 2016 in Nähe der Porta Garibaldi eröffnet wurde. Das nackte Skelett der architektonischen Struktur fällt mit der Fassade und der Strukturierung des Raumes in eins.
Herzog nimmt damit Bezug auf Mailänder Bauwerke der Gotik oder Neogotik, wie den Dom und das Hochhaus Torre Velasca, das seinerseits mit dem Torre del Filarete des Castello Sforzesco korrespondiert. Mit der Form des Baus antwortet Herzog auch auf die sich linear ausbreitende Struktur der Stadt, die Spannung zwischen ihrer bäuerlichen und industriellen Prägung und auf das für Mailand typische Nebeneinander von Mittelalter und Moderne.
Perfekte Integration in die Mailänder Skyline. Bild © Filippo Romano, Fondazione Feltrinelli
In der Kathedrale als 'Gewächshaus des Geistes' kann man nicht nur eine Architektur bestaunen, die eine außerordentlich gelungene Reflexion des Ortes ist, in den sie sich integriert, indem sie ihn weiterentwickelt. Man kann dort im Rahmen eines vielfältigen Veranstaltungsprogramms auch eine Menge lernen und währenddessen gut und stilvoll sitzen, denn für die Bestuhlung von Lesesaal und Veranstaltungen wurden Arne Jacobsen-Klassiker der Serie 7 gewählt. Gerade der Lesesaal unter dem Glasdach ist für Architekturliebhaber ein Muss. Er ist von Montag bis Freitag von 9 bis 13 und von 13.30 bis 18 Uhr für das Publikum geöffnet.
Viale Pasubio, 5, 20154 Milano