Utrecht war das erste Polstermöbel, das der niederländische Avantgardedesigner und Architekt Gerrit Rietveld (1888 – 1964) entwarf. Vermutlich entstand der Sessel 1935 auf Wunsch eines Kunden des Amsterdamer Kaufhauses Metz & Co, das mit Rietvelds Entwürfen berühmt wurde.
Utrecht war ursprünglich mit einem dunkelbraunen Stoff bezogen und mit kontrastierenden Nähten im Langettenstich versehen. Seit 1988 stellt Cassina den Klassiker her. Nach fast 3 Jahrzehnten war es Zeit für eine Verjüngungskur.
Dafür engagierte der italienische Hersteller den wie Rietveld aus den Niederlanden stammenden Designer Bertjan Pot. Pot ist für seine farbenfrohen und phantasievollen textilen Entwürfe bekannt, die sich an der Schnittstelle von Design und Kunst ansiedeln.
Für den Sessel Utrecht entwarf Pot ein Jacquard-Gewebe in drei Farbschemen. Hergestellt wird es an einer computergesteuerten Webmaschine, die jeweils zwei von acht unterschiedlich farbigen Fäden so kombiniert, dass 19 unterschiedliche Farbtöne entstehen. Das Resultat ist ein Muster, in dem sich die Kombination der Dreiecke an keiner Stelle wiederholt. Für Pot war es wichtig, einen Stoff zu entwickeln, der dem Geist des Entwurfs entspricht, aber zu Rietvelds Zeit nicht möglich gewesen wäre. Damals konnte man Jacquard nur mit regelmäßiger Wiederholung der Formen weben. Die Dreiecke erinnern an die De Stijl-Bewegung, die den Rückgriff auf geometrische Grundformen propagierte. Das Muster passt sich faszinierend exakt in die Umrisse des Sessels bzw. die Ziernähte ein.
Utrecht bei mininum im Stilwerk, im Hintergrund das Gewächshaus von Design House Stockholm.
Von jeder der drei Farbvarianten des Sessels stellt Cassina nur jeweils 90 Exemplare her. Zu sehen ist das rare Objekt bei minimum im stilwerk. Dort kann man Utrecht probesitzen und sich davon überraschen lassen, wie viel gute Laune der historische Entwurf im neuen Kleid vermittelt.