Die großartige Charlotte Perriand (1903–1999), deren Möbel man bei minimum einrichten im stilwerk ausprobieren kann, hat in den beinahe 100 Jahren ihres Lebens nicht nur bedeutende Einrichtungsgegenstände entworfen. Als sozial engagierte Architektin hinterließ sie auch in der öffentlichen Architektur bedeutende Spuren. So z.B. bei der Einrichtung von 2000 Studentenappartements in Antony (Hauts-de-Seine) bei Paris, für die sie mit Jean Prouvé zusammenarbeitete.
Wie viele andere führende Intellektuelle und Künstler ihrer Zeit trat Perriand 1931 der KP-nahen Association des Écrivains et Artistes Révolutionnaires bei, um sich totalitären Entwicklungen entgegenzusetzen; nach dem Hitler-Stalin-Pakt trat sie aus der Kommunistischen Partei Frankreichs wieder aus.
Als passionierte Fotografin gestaltete sie gemeinsam mit dem Kubisten Fernand Léger die grafische Präsentation des Agrarprogramms für die französische Volksfront. In den 40-er Jahren reiste sie als Beraterin im Bereich Kunst und Kunsthandwerk für das japanische Ministerium für Handel und Industrie nach Japan und verbrachte dort und in Indochina insgesamt sechs Jahre. Die Erfahrung mit dem fernöstlichen Minimalismus schlug sich in ihren späteren Arbeiten nieder.
Perriands große Liebe galt den Bergen, in denen sie diverse Projekte realisierte. Von 1968 bis 1978 arbeitete sie gemeinsam mit Pierre Jeanneret an der Ski-Station "Les Arcs" in Bourg-Saint-Maurice (Fr). Es war die Zeit der Demokratisierung des Wintersports, weshalb möglichst viele Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden sollten, ohne dass Natur und Umgebung mehr darunter leiden, als bei so einem Vorhaben unvermeidbar. Perriand koordinierte hierfür ein Team aus Architekten, Urbanisten, Ingenieuren und Grafikern, wobei sie für ein stimmiges Ergebnis verantwortlich war. Perriand leistete hierfür auch direkte Beiträge, die die Architektur, Urbanistik oder Ausstattung des Ski-Komplexes betrafen.
Ihr kleines Fertighaus-Refugium "Tonneau", das ebenfalls für die Berge gedacht war, wurde leider nur einmal von Cassina 2012 zu Messezwecken realisiert. Es war von einem Karussell inspiriert und unterstreicht Perriands Tendenz zur runden Form.
Die große Künstlerin und Architektin arbeitete schier unermüdlich. Noch 1993 wurde ein von ihr gestalteter Teepavillon der Unesco in Paris eröffnet. Mit 94 Jahren entwarf sie ihren letzten Tisch aus Holz und Stahl, mit 95 erschien ihr autobiografisches Werk "Une vie de création".
Zum Abschluss noch drei Möbelentwürfe Charlotte Perriands aus verschiedenen Schaffensphasen: