Salone del Mobile
Die größte und gleichzeitig auch wichtigste Möbelmesse der Welt findet seit 60 Jahren in Mailand statt — mit Ausnahme der letzten beiden Jahre. Nun ist sie zurück und das gilt auch für viele Designs.
Neuauflage zum 70. Geburtstag: das Camaleonda Sofa im Showroom von B&B Italia in Mailand
Alte Bekannte aus den 1970er Jahren kehren wieder: so das Camaleonda von Mario Bellini für B&B Italia, das seit 2020 wieder erhältlich ist und nun seine große Bühne in Mailand fand. Oder die Le Bambole-Serie, 1972 von Mario Bellini entworfen, jetzt zurück bei B&B Italia. Selbstverständlich in knalligen Farben und Bouclé-Stoff erhältlich — zwei Trends, die in Mailand nicht zu übersehen waren. Ebenso wie Naturstein, Travertin und Marmor, besonders gekonnt von den Beistelltischmeistern ClassiCon eingesetzt. Aber auch bei e15, Living Divani, B&B Italia, Kettal, Galotti & Radice und weiteren zu finden. Die Natur spielte allerdings nicht nur in Steinform eine tragende Rolle: organische Formen, Nussbaum, Erdtöne, grobe Stoffe und ganz viele Pflanzen zogen sich wie ein grüner Faden durch die Messe und Mailand.
e15: Das Gurtleder und Nussbaumholz des neuen Lounge Chairs Ilma treffen auf pinken Samt und Onyx.
Denn auch außerhalb des Messegeländes präsentierten sich auf den Satelliten-Ausstellungen, in Showrooms und auf Pop-Up-Flächen die Möbelhersteller und diverse Modemarken mit teilweise imposanten Installationen.
USM setzte dabei auf Pink und füllte damit erneut einen Fahrradladen. Die Sonderfarbe ist auf 2022 Stück in fünf Konfigurationen limitiert und aktuell noch erhältlich. Zu Pink gesellte sich auch bei USM Grün in Form von Pflanzen, die durch ein neues Zubehör direkt in das modulare System integriert werden können.
Hermes verwandelte die ehemaligen Ballsporthalle La Pelota im Viertel Brera zum must-see
Unter unseren Mailand-Highlights waren auch zwei Modefirmen: Hermes und Louis Vuitton. Hermes schaffte mit Stoff bespannten Kegeln, Zylindern und Würfeln Räume im Raum, die auch in ihrem Innern mit schönen Möbeln und Accessoires begeisterten. Bei Louis Vuitton strahlte die neue Kollektion »Objets Nomades« in bunten Tönen im Palazzo Bocconi, der nicht minder beeindruckte.
Sengu Bold von Patricia Urquiola — neu bei Cassina und bei uns im Showroom
Die zwei Jahre Pause haben der Stadt Mailand gut getan. Wir erlebten durchdachte neue Konzepte; Räume, für die sich Zeit genommen wurde. Das Angebot scheint gereift. Auf der Messe war Plastik nun fast gänzlich verschwunden. Hier beherrschten wertige Materialien wie Travertin und Marmor das Bild — genauso wie Nussbaum, Samt, Bouclé und strahlende Farben — alles Trends aus unserem Trendletter.
Die italienischen Möbelhersteller, die hier hauptsächlich vertreten waren, auch weil sich die Messe in Kopenhagen direkt anschloss, bleiben in ihrer Qualität besonders. So sehr, dass das Thema Nachhaltigkeit auf der Messe keine große Rolle spielte. Dennoch zeigen beispielsweise Polstermöbel von Cassina, B&B Italia, Living Divani und anderen Nachhaltigkeit in ihrer Konstruktion, die Jahre des Gebrauchs standhält und häufig einen Stoffwechsel ermöglicht.
3daysofdesign
Zugegeben hat man ja manchmal ganz gerne recht. Und nach dem Salone haben uns auch die 3daysofdesign in unserer Trendvorschau bestätigt. Sowohl in Mailand als auch in Kopenhagen trafen wir in Showrooms und auf Pop-up-Flächen viel Buntes, weiche Stoffe und Naturmaterialien.
Bei Gubi begegneten uns vor allem Travertin und Bouclé und mit der Basket-Collection aus Rattan und Samt die Neuauflage eines Designs aus den 1960ern von Joe Colombo, die ab September erhältlich sein wird.
Wieder eine Neuauflage: Gubi produziert die Basket-Collection von Joe Colombo mit angepassten Proportionen
Beeindruckend war auch die Ausstellung von Vitra, die es schafften, einen wirklich schönen und freundlichen Ort direkt am Wasser zu kreieren, an dem man sich trotz Menschenmassen gerne aufhielt — mit Vitra Möbeln, Leuchten, Accessoires und der Sonderauflage eines blauen Prouvé-Sessels, der kaum ausgestellt schon ausverkauft war. Mit der Jury von 3daysofdesign überzeugte uns ebenso die Präsentation von Fritz Hansen, die zum 150-jährigen Bestehen einen Pavillon im Innenhof des Designmusems errichten ließ, der im Sommer dem Designmusum für Workshops und ähnliches dienen wird und dessen Materialien dann für den Umbau der Fritz Hansen Zentrale genutzt werden.
Nicht für die Ewigkeit: Fritz Hansen ließ von Henning Larsen Architekten einen temporären Pavillon bauen. Foto: Filippo Bamberghi
Farbenfroh wurde es bei muuto, HAY und dem Meistern der 42 Farben Montana. Bei den Stauraumexperten sahen wir Stühle mit interessanten Oberflächen und neue Kindermöbel. Überraschen konnte uns Kvadrat, mit deren Stoffen wir zwar täglich arbeiten, deren Vielfalt uns vor Ort dennoch verzückte. Wahnsinn, was es alles gibt — auch Sonnenschein in Kopenhagen. Das Wetterglück hat uns begleitet, aber auch sehr viele Menschen, mit denen wir den Möbelgenuss zwangsläufig teilen mussten.
Der nächste Klassiker? Der Aveny-T Chair von Andes Engholm gewann die Fernsehsendung »Dänemarks nächster Klassiker«
