Networking, mehr als nur ein Händchen fürs Business und jede Menge Formverständnis: Florence Knoll krempelte die Welt des Interior Designs um. Die positiven Effekte davon spüren wir noch heute.
1943 beginnt in New York mit der Begegnung zwischen dem Möbelfabrikanten Hans Knoll und der Architektin Florence Schust die Entwicklung eines Unternehmens, das wie kaum ein anderes Designgeschichte geschrieben hat.
Hans Knoll, jüngster Spross eines traditionsreichen deutschen Möbelherstellers, lernte schon als Kind bedeutende Vertreter des Bauhauses kennen. In den USA auf der Suche nach modernen, für die Serienproduktion geeigneten Möbeln war er der erste, der auf die Idee kam, den Entwerfern Tantiemen zu zahlen und ihre Namen für die Vermarktung zu nutzen. Florence Schust war, was Namen anging, eine Goldgrube, hatte ein überragendes Design- und Architekturverständnis und beispielloses unternehmerisches Talent. Noch im gleichen Jahr taten sich die beiden zu Knoll Associates (ab 1951 Knoll International) zusammen. Florence wurde zur Strategin des Unternehmens, Hans Verantwortlicher für Marketing und Vertrieb.
Den eigentlichen Grundstein für Knoll legte jedoch die Cranbrook Academy of Arts. Florence Schust hatte dort ihr Architekturstudium begonnen. Der damalige Direktor Eliel Saarinen organisierte die Akademie nach dem Vorbild des frühen Bauhauses. Hier entstanden lebenslange Freundschaften und Kooperationen, deren Wirken das Erscheinungsbild der sich im fröhlichen Fortschrittsrausch befindlichen USA prägen sollte.
Wie eng sich in Cranbrook persönliche und berufliche Beziehungen verwoben, zeigt auch, dass sich Ray Kaiser und Charles Eames ihre Eheringe von Harry Bertoia fertigen ließen, der in Cranbrook selbst seine erste Frau kennenlernte, und Eero Saarinen seinen zweiten Sohn Eames nannte.
Von Cranbrook bis zum Chigagoer Armour Institute wurde Florence Knoll von der Auffassung der Architektur als Gesamtkunstwerk, von Experimenten mit neuen Materialien und skulptural konzipierten Möbeln geprägt. Der ständige Dialog mit international renommierten Architekten und der Einfluss der Errungenschaften der modernen Baukunst auf die Gestaltung von Räumen und Möbeln wurden dauerhaft zum Markenzeichen von Knoll International.
Jenseits ihrer Tätigkeit als visionärer Geschäftsfrau war Florence Knoll selbst eine brilliante Architektin und Designerin. Hier zwei unserer Lieblingsmöbel von ihr:
Das Florence-Knoll-Sofa
Florence Knoll entwarf nur dann Möbel, wenn sie für einen Auftrag nichts geeignetes finden konnte. Das war eher die Regel, denn in den USA der 40-er Jahre beschränkte sich das Angebot an modernen Möbeln auf kaum eine Handvoll Hersteller. Ihr Sofa ist ein gutes Beispiel dafür, wie sehr sie sich dem Bauhaus-Stil verpflichtet fühlte, ihn aber auch weiterentwickelte. Klare, eckige Formen auf einer Metallstruktur mit verborgenen Verbindungen werden hier kombiniert mit einer innovativen Polsterung und sinnlichen Texturen. Die Kedernähte greifen das Raster einer minimalistischen Architektur mit ihren vertikalen und horizontalen Linien auf.
Credenza
Die beliebte Anrichte verdankt sich ursprünglich der Auflösung des streng rechteckigen Grundrisses traditioneller Büroräume. Florence Knoll arbeitete hier mit einem Raster, das Platz sparte und den gesamten Raum leichter wirken ließ. Sie ersetzte den massiven Schreibtisch und den Ablagetisch dahinter mit der L-förmigen oder parallelen Anordnung eines leichten Schreibtischs und einer Anrichte. Die Aufbewahrung von Akten oder anderem Material in einem Stauraummöbel befreite gleichzeitig die Tischoberfläche für die weitere Nutzung als Konferenztisch. Heute wird Florence Knolls Credenza bevorzugt in Wohnbereichen verwendet.