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Social Seating: Sitzen als kollektives Erlebnis

13.08.2024
Die Neue Sammlung in München lädt bis Mai 2025 zum gemeinsamen Sitzen ein.

In der Bahn, im Restaurant, im Park setzen wir uns häufig zu Fremden. Mal ergeben sich nette Gespräche, interessante Kontakte, mal rein gar nichts. Unter dem Begriff »Social Seating« versteht man ein digitales Angebot, über das man den passenden Sitznachbarn für eine Flugreise, Bahnfahrt oder Veranstaltung per Social Media ausfindig machen kann. Natürlich nur mit freiwilliger Registrierung. In der Rotunde der Pinakothek der Moderne in München, dem Zuhause des Design Museums Die Neuen Sammlung, läuft »Social Seating« ganz analog und spontan. Was ist gerade frei? Wie funktioniert diese Möbel? Ist das bequem? Wie fühlt sich das an? Die 9. Rotundenausstellung ist damit ein Experiment, das mit jedem Gast neu beginnt. Schon jetzt ist klar, dass dieser Raum ganz anders angenommen wird als mit den Bespielungen der verganganen Jahre. 

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Gezeigt werden ganz unterschiedliche Sitzobjekte — das wahrscheinlich sozialste Möbel ist dabei allerdings auch das Unspektaulärste. Die Bierbank. Offiziell trägt sie den Namen Festzeltgarnitur und wurde überraschender Weise 1952 nicht für Biergärten sondern für Weinfeste erfunden.

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Markanter sind da schon die Sofas Cloverleaf von Verner Panton von 1969, Tatlin von Mario Cananzi und Roberto Semprini von 1989 und das Gufram Patrone Forever von Ceretti, Derossi & Rossi aus dem Jahr 1972, die ihrer Zeit entsprechend mit Farben und Formen herausstechen. Patrone Forever ist einem Stück Rasen nachempfunden; Cloverleaf bedeutet Kleeblatt und lässt diese und viele andere Gruppierungen zu; Tatlin erinnert an einen nie gebauten Turmentwurf als Denkmal für die russische Revolution des konstruktivitischen Künstlers Wladimir Tatlin von 1919.

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Nicht für diese Welt gemacht scheint das Objekt Landen von Konstantin Grcic, das 2007 entstand. Ein geschlossener Sitzkreis, der mit seiner industriell-kantigen Gestaltung eher an ein Raumfahrzeug erinnert. 

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Das modulare Sofa Costume (2021) von Stefan Diez und Dominik Hammer für Magis besteht zu 50 % aus recycelten Materialien und ist selbst sortenrein recycelbar. Das Hockermodull lässt sich mit Verbindungselementen, zusätzlichen Arm- und Rückenlehnen und verschiedenen Stoffbezügen variabel erweitern. Dank der geringen Freisetzung an Chemikalien, kann es auch an Schulen, Kindergärten oder Kliniken eingesetzt werden. Vielseitig und nachhaltig fügt es sich nicht nur gut in die Rotunde des Museums ein. Auch in Büroprojekten lässt sich dieses modulare Sofa optimal einbinden. Bei der Gestaltung solcher Flächen steht schließlich auch die Kommunikation im Vordergrund. Sitzmöbel schlagen dabei allerdings selten solche Wellen wie die SurfBench von Kim André Lange. Aber der Entwurf von 2021 symbolisiert wunderbar, dass Sitzen eben immer auch Interaktion ist. Welche kommunikativen Orte wir für Büros empfehlen, genauso wie Orte der Ruhe, haben wir hier zusammengestellt. 

 

 SOCIAL SEATING. Pinakothek der Moderne München I Die neue Sammlung. Bis 11.05.2025. Der Eintritt ist frei.

Zur Website der Pinakothek der Moderne

Bildnachweis: SOCIAL SEATING - Rotundenprojekt Nr. 9
Foto/Photo: Die Neue Sammlung - The Design Museum, Jasmin Minne